Die Bezeichnung „Vin de France“ (VDF) wurde 2009 im Rahmen einer Reform des Europäischen Weinmarktes kreiert. Sie ersetzt die traditionelle Bezeichnung „Vin de Table“, den Tafelwein. Man bezeichnet die VDF auch als VSIG – Vin Sans Indication Géographique (Wein ohne Herkunftsbezeichnung). Alle französischen Weine, die nicht im Rahmen einer AOP (Appellation d’Origine Protégée) oder einer IGP (Indication Géographique Protégée) produzierte werden, sind daher per Definition ein Vin de France.
Es ist eine relativ undankbare Weinkategorie, weil man in ihr tolle Weine finden kann, aber eben auch alles, was übrig bleibt. Vom furchterregendsten, billigen Fusel, deren Markennahmen wir hier nicht nennen wollen, bis hin zu seltenen, aus alten Rebsorten hergestellten Tröpfchen... einfach alles. Seit Jahrzehnten Synonym für grobe, industrialisierte Massenproduktion, vergisst man oft, dass viele Gründe geben kann, weshalb ein Wein (ein echter!) unter dem Logo Vin de France geführt werden kann.
Der häufigste Grund sind die Rebsorten. Jede AOP und IGP hat ihre eigene Liste zugelassener Rebsorten. Allein der Anbau der in den Listen aufgeführten Rebsorten gibt Zugang zur AOP oder IGP. Baut man Rebsorten an, die nicht auf der Liste stehen (eine einzige reicht!), wird der Wein automatisch als Vin de France abgestempelt. Pierre Cros, Winzer im Minervois hat gleich mehrere Cuvees anzubieten, die von dieser Regelung betroffen sind: Seine „Mal Aimés“, hergestellt aus alten, mediterranen Rebsorten (Picpoul noir, Alicante bouchet, Aramon, Carignan), den Rosé „Partouse“, eine fröhliche Mischung aus Aramon, Picpoul, Morrastel und Rivairenc... Ende der neunziger Jahre hat er auf seinem Weingut auch die aus Italien stammende Rebsorte Nebbiolo angepflanzt, sowie portugiesischen Touriga Nacional. Auch deren Etiketten tragen stolz die Bezeichnung „Vin de France“.
Ein zweiter Grund kann die Lage des Weinberges sein. Wenn er von der INAO (Institut National des Appellations d’Origine) nicht als AOP oder IGP klassifiziert wurde, gilt die Produktion automatisch als Vin de France. Jede Winzerin und jeder Winzer kann sich übrigens auch frei für die Kategorie Vin de France entscheiden. Eine Herkunftsbezeichnung kann viele Vorteile haben: Einen gewissen Bekanntheitsgrad, ein gewisses Renommee, kollektives Auftreten auf dem Weinmarkt und auf Messen... Aber es gibt immer einen Gegenpart. Im Rahmen der französischen AOP und IGP sind dies mehr oder weniger strenge und einschränkende Produktionsregeln. Die Wahl, einen Vin de France zu produzieren, kann also auch als Wahl einer freien und hochwertigen Weinproduktion interpretiert werden.
TIP 1: Wenn Sie einen neugierigen Gaumen haben, schenken Sie den Vin de France bei der nächsten Visite in Ihrem lieblings Weinfachgeschäft besondere Aufmerksamkeit. Sie könnten angenehme Überraschungen erleben...
TIP 2: Wenn Sie einen sensiblen Gaumen haben, vermeiden Sie den meist unten im Regal stehenden Vin de France bei Ihrer nächsten Visite im nächstgelegenen Supermarkt. Keine angenehme Überraschung in sicht...