„Wein kann und muss sich allein verteidigen!“ Das sagte John Gillespie, anerkannter Wirtschaftswissenschafter und Beobachter des amerikanischen Weinmarktes 2013 in einem Interview. Zwar sprach Gillespie eher zum Thema „Wein und Speisen“, seine Worte passen jedoch ausgezeichnet zu den Gedanken, die wir uns seit Jahren in unserem Keller, vor allem hinsichtlich der Reifung unserer Weine machen.
Das Weinfass wurde vermutlich im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erfunden und hunderte von Jahren später von den Galliern zur Lagerung von Wein und Bier perfektioniert. Der Gebrauch des Holzfasses war ab dem 3. Jahrhundert weit verbreitet, seine Sternstunde kam aber in den 1980iger Jahren, als das Barrique für seinen geschmacklichen Einfluss auf Wein geradezu vergöttert wurde.
Wenn wir uns auch bewusst sind, was Eichenholz unseren Weinen gebracht hat und noch bringen kann, hat sich das Kräfteverhältnis zwischen den beiden in unserem Keller in den letzten Jahren doch erheblich verändert. Grosse Holztanks haben die kleinen Barriques ersetzt, große Tongefässe haben sich neben ihnen einen Platz geschaffen und wir verlassen uns hauptsächlich auf das Terroir und die Trauben, um unseren Weinen eine Identität zu verschaffen.
Nach einem Jahr der Reifung im 800 l Tongefäss zeigen sich die Weine selbstbewusst und ausgewogen. Der reine Grenache von La Crau Ouest schmeichelt dem Gaumen mit feinen und schmelzigen Tanninen, animierter, mineralischer Säure und angenehmen Aromen von frischen Pflaumen, Kirschblüten und etwas weißem Pfeffer. Der Gigondas Hautes Garrigues, hauptsächlich aus Mourvèdre bestehend, präsentiert sich dicht und rund, mit äußerst komplexer Aromatik.
Unsere Weine haben uns überzeugt! Wir schliessen uns ihrer Meinung an und führen das Experiment mit weiteren Tongefässen im Jahrgang 2015 fort.