„Du bist so nett und probierst das mal“, sagt mir Roch Teisserenc am Ende meines Besuches auf dem Weingut und drückt mir eine kleine, bauchige Flasche in die Hand.
Palais Royal („Palais“ bezeichnet im Französischen sowohl einen Palast, als auch den Gaumen) steht auf dem Etikett sowie „Vin de Liqueur“.
Trotz der geringen Grösse erscheint mir die Flasche schwer, schwer und kompakt, ein Eindruck, der sich verstärkt als, einmal zuhause und die Flasche geöffnet, die ersten Tropfen langsam, fast selbstgefällig ins Glas fliessen. Dickflüssig, wenn auch weit entfernt von Sirup, bloss etwas langsamer als üblich.
Eine tiefes Rubinrot, mit einer leichten, für unfiltrierte Weine üblichen Trübe, und ziegelfarbenem Schimmern. Eine erste Nase von Trockenfrüchten, Wallnuss und Korinthen. Dann, eine zweite, eine dritte Nase, leichter, fast ätherisch, wo angenehmer Alkohol eine zurückhaltende Würze mit Kirsch und Brombeeren überdeckt.
Im Mund entwickelt sich die spürbare Süsse rasch zur Vollmundigkeit, getragen von überraschend frischer und anhaltender Säure, die im Abgang ihren Platz einigen gut strukturierten Tanninen überlässt.
Am Ende bleiben die Aromen, Frucht und vor allem süsse Gewürze, noch lange in Mund und Nase: Vanille, Zimt, ein Hauch von Kakao.
Ein kräftiger, verführerischer Wein, ein hervorragender Begleiter langer Winterabende, in angenehmer Gesellschaft und mit einigen belgischen Pralinen oder guten Zigarren.