Man lernt viele Dinge, wenn man einen genaueren Blick auf eine Rebsorte wirft. Wir haben das zum Jahresanfang mit VIOGNIER gemacht. Die Rebsorte war in den 60er Jahren fast vollständig aus französischen Rebgärten verschwunden (es gab gerade noch 8 Hektar im Jahr 1965). Heutzutage bürgt VIOGNIER für den internationalen Ruf der Weine von CONDRIEU, mit über 100 Hektar, auf steilen Terrassen und Hängen gepflanzten Reben in dieser gleichnamigen AOC des nördlichen Rhône-Tals. Dank seiner Aromen hat diese Sorte allmählich die Welt erobert. Heute trifft man sie auch häufig außerhalb dieses Weinbaugebietes, etwa in Frankreichs mediterranen Weinbergen oder in KALIFORNIEN und AUSTRALIEN. Man kann sie auch in CAHORS antreffen, wo Pascal und Jean-Marc Verhaeghe einen Hektar dieser Rhone-Sorte kultivieren (unter dem Label IGP du Lot), nur weil sie den Geschmack der Trauben lieben.
- viognier
Generell als intensiv blumig und fruchtig bezeichnet (und leider oft auf den alleinigen Duft von Aprikosen als „typisches“ Aroma reduziert), gelten VIOGNIER-Weine auch als fett, breit und weich. Eher attraktiv und vielversprechend. Aber eben da können auch die Probleme beginnen: zu viel Fett, zu breit, zu wenig Kanten... Reife und Ausgewogenheit der Pflanzen und Trauben müssen genau beobachtet werden. Es ist daher auch nicht besonders überraschend, dass man VIOGNIER regelmäßig in sogenannten „assemblages“ mit anderen Rebsorten findet. Er ist ein großartiger Teamkollege für Trauben wie GRENACHE blanc, CLAIRETTE und MARSANNE, wurde aber auch schon in Gesellschaft von CHARDONNAY oder CHENIN gesehen (allerdings eher in den Weinen der sogenannten „Neuen Welt“).
Persönlich vergleiche ich VIOGNIER oft mit MOURVÈDRE. Natürlich nicht im Geschmack, sondern auf landwirtschaftlicher Ebene: beide werden auf der ganzen Welt als qualitativ hochwertige Trauben angesehen, aber Sie sollten es sich besser zweimal überlegen, bevor sie diese Rebsorten im ersten verfügbaren Rebgarten anpflanzen. Wenn die Weinstöcke ihr Gleichgewicht finden, werden die Trauben sehr gut sein, und der daraus hergestellte Wein sicherlich GANZ GROSSARTIG. Aber wenn es an pflanzlicher Ausgewogenheit mangelt, versprechen die übermäßige Kraft des VIOGNIER und die imposante Tanninstruktur des MOURVÈDRE Jahrzehnte voller Probleme...