Hinter erstklassigen Terroir-Cuvées steckt eine unternehmungslustige Frau mit Visionen und eine echte deutsch-französische Freundschaft.
Begegnung mit Nathalie Vignier
"Ich war gerade zwei Jahre alt, als mein Vater 1972 seinen Keller ausbaute. Eines der ersten Worte, die ich aussprechen konnte, war «Kran». Heute steht wieder ein solcher vor dem Haus, entsteht ein neuer Keller. Mein Sohn ist zwei Jahre alt. Ausbauen gehört bei uns zur Familientradition, und der Kran zu meinem Leben. Meinen ersten Job hatte ich in der Kundendienstabteilung von Demag Kran in London. Als der Konzern den Besitzer wechselte und meine Eltern mich zuhause brauchten, ging ich zurück nach Cramant. Das war 1994.
Ich bin weg gezogen, weil ich nicht in die Fusstapfen meiner Eltern treten wollte. Doch offenbar entgeht man dem Schicksal schlecht. Immerhin: rasch merkte ich, dass die Arbeit viel spannender war, als ich das mal wahr haben wollte. Die Vignier sind seit sechs Generationen selbstkelternde Winzer in Cramant. Jede Generation hat den Betrieb weiter ausgebaut. Heute verfügen wir über 16,5 Hektar Rebgärten. Ja, Gärten, Ich lege Wert auf den Begriff. Bei uns werden viele Arbeiten weiter von Hand erledigt. Bis 2008 rüttelten wir unsere 140 000 Flaschen von Hand. Erst, als der Rüttelmann in Rente ging, stellten wir um.
Wir produzieren zwei Linien. Champagne Paul Lebrun (der Name meines Großvaters) ist die traditionelle Linie für eine treue alte Kundschaft. Qualität ist auch hier keine Frage. Neu haben wir die Marke J.Vignier aus der Taufe gehoben. Sie ist Gross- und Kleinlagencuvées vorbehalten. Darunter ist ein Wein von unseren Rebgärten im wenig bekannten Sézannais, den wir mit massal vermehrten Reben aus Cramant bepflanzt haben.
Mein Grossvater freundete sich mit einem deutschen Kriegsgefangenen an, der hier arbeitete. Er kehrte nach dem Krieg nach Deutschland heim. Doch er besuchte uns regelmässig. Grossneffe Sebastian Nickel (oben rechts) ist heute mein Mitarbeiter und Mitinitiator des Projekts J.Vignier."