Wir haben schon im vergangenen Frühjahr darüber gesprochen: 2011 im Rhonetal ist ein Jahrgang der Geduld. Wir begannen die Arbeit im Weinberg an einem sonnigen 14. September, die Ernte wurde per Hand gelesen und sortiert, die Gärung von natürlichen Hefen durchgeführt, die spätreifen Trauben im Ganzen, ohne entrappt zu werden vergoren und die Weine blieben teilweise mehrere Wochen auf der Maische für eine langsame und ausgewogenen Extraktion der Gerbsäuren.
Ein Grossteil der Weine reifte im Holz, wobei die kleinen Barriques mehr und mehr von 3600 Liter fassenden Holztanks ersetzt wurden, um Frische und Frucht in den Vordergrund zu stellen. Heute ruhen sie in den Betontanks unserer Kellerei und warten auf die Abfüllung, welche nach dem Mondkalender berechnet an einem „Fruchttag“ stattfinden wird.
Souvenirs, souvenirs 1988
Damals wurden die Trauben in traditionellen Holzkübeln gesammelt...
Wenn der Charakter eines guten Champagners, wie für alle Weine, auch im Weinberg entsteht, so wird seine Qualität wesentlich vom Vorgang des Traubenpressens bestimmt. Traditionell benutzt man in der Champagne vertikale Traubenpressen mit einem Fassungsvermögen von 4000 kg, oder dem Vielfachen davon. Presse, Raum und Tanks sind genormt und werden vom CIVC (Comité interprofessionnel du vin de Champagne) und der INAO (Institut national des appellations d’origine) geprüft und abgenommen.
Die Trauben werden nicht entrappt und im Ganzen gepresst, was unter anderem zum Vorteil hat, dass der Most einfach aus dem Presskuchen abfließt. Außerdem wird er so gefiltert und ist daher besonders „sauber“ und klar.
Der aus den Trauben gewonnene Most wird je nach Charakter und Qualität fraktioniert. So unterscheidet man die „cuvée“, dem ersten Teil des abfließenden Mosts, von der „taille“, dem späteren, bei höherem Druck gewonnenen Most. Um den Pressvorgang zu erleichtern, werden außerdem sogenannte „retrousses“ durchgeführt. Dabei werden die Trauben am Rand des Presskuchens per Hand zur Mitte hin umgeschichtet. Im äußeren Bereicht ist der Druck nämlich geringer und die Trauben bleiben intakt.
Nach mehreren Stunden des „Ladens“, Umschichtens und Leerens der Presse, erhält man so genau 2050 Liter cuvée und 500 Liter taille pro 4000 kg Trauben. Mehr ist nach der Produktionscharta der Champagne nicht erlaubt.
Während meines letzten Besuchs bei Nathalie und Hubert im Dezember (ich liebe es, am Jahresende die Champagne zu besuchen), baten sie mich, die nachstehenden Photos der letzten Ernte ins Internet zu stellen. Gesagt, getan.
Die Photos wurden im September vergangenen Jahres in Cramant aufgenommen. Eine Woche Traubenlese unter grauem, aber regenfreien Himmel, um die Chardonnay-Trauben der Côtes des blancs zu ernten. Eine schnelle Ernte, mit Hilfe hunderter von Händen durchgeführt, denn alle weit verteilten und teils nur wenige Ar große Rebgärten werden per Hand gelesen.
Eine äußerst kurze und intensive Erntezeit, typisch für Regionen, die mehrheitlich eine einzige Rebsorte kultivieren. Trotz Unterschiede zwischen den verschiedenen Lagen, sind die Trauben fast alle zur gleichen Zeit reif. Hinzu kommt noch, dass man zur Herstellung von Champagner und Schaumwein allgemein einen recht geringen Reifegrad ansteuert, um die Säure und frische Aromen zu erhalten.
Liebe Freunde,
Jetzt, wo im Keller die letzten Zucker vergoren sind, und wir das Ende der Weinernte auf der Arjolle mehr als ein mal gebührend gefeiert haben, können wir einen erste Bilanz des Jahrgangs 2012 ziehen.
Auf der Arjolle begann die Ernte am frühen Morgen des 20. Augusts mit der Lese der ersten Sauvignon-Trauben, gefolgt einige Tage später von Chardonnay, Viognier und Muscat Petits Grains, allesamt für die Herstellung unserer Weißweine. Während dieses ersten Teils unserer Ernte war das Wetter äußerst freundlich gestimmt, und wir konnten uns bei den einzelnen Lesedaten allein nach der Traubenreife richten und haben als Ergebnis sehr schöne frische und aromatische Weißweine im Keller.
Anfang September haben wir dann Cabernet Franc und Syrah für unseren Rosé Méridienne geerntet: Der Most wurde komplett im Eichenfass vergoren, um eine optimale Integration des Holzes zu gewährleisten. Die Phase der „Bâtonnage“, des regelmäßigen Aufrührens der Feinhefe zur Intensivierung der Aromatik, ist inzwischen abgeschlossen, und man kann die Komplexität der Frucht und den samtigen Geschmack des Weines jetzt schon genießen... Es wird heiß werden im Sommer!
24. September: Beginn der Rotweinernte mit Merlot und Syrah. Das gute Wetter hält nicht an, und wechselnde Niederschläge Ende September lassen die Spannung steigen. Wir beschließen, den vollen Reifegrad des Cabernet-Sauvignons abzuwarten, was uns dazu nötigt, das Traubengut verstärkt auszusortieren. Aber schon jetzt: Was für eine Frucht und welch zarte Tannine in den Weinen! Die Zeit, in der wir entscheiden, die „Nabelschnur“ der Trauben zu durchtrennen, ist immer eine heikle Phase, und jeder Jahrgang ist anders, auch wenn es Ähnlichkeiten gibt.
Während dieser intensiven Arbeitsphase liegt der Schlüssel eines erfolgreichen Jahrgangs in jedem Detail. Für die Rotweine müssen wir uns alle noch ein wenig gedulden: damit die Weine ihr vollkommenes Gleichgewicht erreichen, müssen die malolaktischen Gärungen - ein natürlicher Säureabbau - zu Ende gebracht werden, bevor der Jahrgang 2012 in einigen Monaten unser aller Abende und Feste bereichern wird.
Ein Jahrgang voller Prüfungen für die meisten Weinbaugebiete Frankreichs. Nach dem harten Frost im Februar war der Austrieb der Reben recht unregelmäßig im Rhône-Tal. Dank des äußerst „fruchtbaren“ Frühjahrs voller Regen und Sonnenschein, holte die Vegetation schnell auf und brachte eine regelmäßige Blüte hervor. Nach einem warmen und vor allem im August recht trockenen Sommer haben wir am 17. September mit der Lese begonnen. Frühe und ausgewogene Reife erlaubten uns Syrah, Cinsault und frühreife Grenache-Reben vor den Gewittern Ende September zu ernten. Den noch nicht geernteten Grenache- und Mourvèdre-Reben erlaubte der Regen ihre Reife in Ruhe zu Ende zu bringen.
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zucker und Säure verspricht saftige und großzügige Weine für diesen Jahrgang, mit einem Alkoholgehalt um die 14% Vol und pH-Werten zwischen 3,5 und 3,7. Fruchtig oder würzig, voller Saft oder mit einer kräftigen Tanninstruktur, jeder Rebgarten hat uns charaktervolle Trauben gegeben, die gesamte Ernte verspricht ein schönes Potential für das Erstellen unserer Cuvées und das Reifen der Weine in unseren Kellern.
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